Rund um das Thema Attraktivität wird viel geforscht. Es gilt als erwiesen, dass es schöne Menschen leichter haben. Wer als schön gilt und wer nicht, darüber herrscht offenkundig gesellschaftlicher Konsens. Dass Schönheit auch eine Frage des Geschmacks ist und bestimmte körperliche Merkmale als schön gelten, lässt sich nicht bestreiten. Demnach gibt es Menschen, die von fast allen objektiv als schön betrachtet werden.
Neigen wir nicht auch dazu, schönen Menschen automatisch gute Charaktereigenschaften anzudichten? … Ganz unbewusst? Schon im Kindergarten freunden sich Kinder lieber mit gutaussehenden Kindern an und halten sie für klüger, sogar freundlicher als andere. Sind wir also alle oberflächlich, zumindest unterbewusst?
Zahlreiche Studien belegen, dass die Attraktivität von Menschen effektiv direkten Einfluss auf die berufliche Karriere hat. Jüngere Untersuchungen belegen, selbst beim Vortragen von Power Point-Präsentationen ist für die Aufmerksamkeit und Bewertung gutes Aussehen entscheidend. Schöne Menschen punkten auf ganzer Linie, ihre Attraktivität wird mit Erfolg gleichgesetzt. Zuhörer sind von Präsentationen attraktiver Redner überzeugter als von denen weniger attraktiver Redner. Werden schöne Menschen also bevorzugt? Mehr noch, laut verschiedener Studien werden sie sogar als geselliger, kreativer, intelligenter und fleißiger eingeschätzt. Sind schöne Menschen also erfolgreicher?
In der Sozialpsychologie nennt man diese Wirkung auch Halo-Effekt, den Heiligenschein-Effekt: Man schließt von einer bekannten Eigenschaft einer Person auf eine unbekannte Eigenschaft. Findet man zum Beispiel hübsche Menschen sympathischer, dann schließt man daraus, dass eine Person, die einem am Telefon sympathisch ist, auch gut aussehen muss.
Also nur noch schöne Menschen einstellen? Sollten Personalchefs jetzt nur noch attraktive Mitarbeiter einstellen, um ihr Unternehmen besonders gut zu repräsentieren? Besser nicht! Mehr Sensibilität ist gefragt, die Fähigkeit, Menschen im Alltag nicht in Schubladen zu stecken. Man bewertet Menschen oft viel zu schnell, in einem kurzen Moment, einer flüchtigen Begegnung.
Je nach Theorie, werden attraktive Menschen in westlichen Kulturen nach drei Merkmalen definiert. Als schön gelten besonders durchschnittliche Gesichtszüge, symmetrische Gesichter und Menschen, die gewisse sexuelle Reifemerkmale tragen. Bei Frauen z.B. eine kleine Nase und ein geringer Abstand zwischen Unterlippe und Kinn, bei Männern stark ausgeprägte Kieferknochen.
Mehr Gehalt dank Attraktivität? 2011 haben Wirtschaftswissenschaftler bereits eine Umfrage unter 3000 Deutschen ausgewertet. Die Befragten sollten Beschäftigung und Gehalt angeben, zusätzlich wurden sie auf einer Elf-Punkte-Skala nach Attraktivität bewertet. Das Ergebnis: Sieht man außergewöhnlich schön aus statt durchschnittlich, bringt das bei der Stellensuche einen ebenso großen Vorteil wie ein Uni-Abschluss. Und: Für jeden Punkt, den sie bei der Attraktivität erhielten, verdienten die Befragten durchschnittlich drei Prozent mehr. Besonders ausgeprägt ist der Effekt bei unattraktiven Männern.
Aktuell: Auf gefragten Partner-Such-Portalen offenbart sich das Attraktiv-Phänomen noch stärker. Rechts oder links zu wischen entscheidet über Ja für Treffen oder Nein für uninteressant. Dating Apps sind gnadenlos, wer nicht attraktiv wirkt, wird weggewischt, egal, wie sehr die charakterlichen Werte auch überzeugen würden.