Viele Zuwanderer ziehen nach längerer Zeit in Unterkünften endlich in eine richtige Wohnung und freuen sich über diesen Schritt in eine größere Unabhängigkeit. Doch das funktioniert nicht immer reibungslos. Es gibt großen Informationsbedarf aus Mieter- wie Vermietersicht, um gegenseitiges Verständnis für kulturelle Unterschiede zu wecken.
Mit dem Mietrecht allein kommt man nicht weiter. Fragen auf beiden Seiten der Vertragspartner wie z.B. die Rechtsgültigkeit von Mietverträgen mit Zuwanderern oder was bei Überbelegung nach Familiennachzug zu tun ist. Kommunale Wohnungsbaugesellschaften und Genossenschaften schulen ihre Mitarbeiter deshalb, denn Alltagsfragen wie Betriebskosten-Nachzahlungen durch hohen Wasserverbrauch oder nicht sachkundige Heizungsnutzung, Schimmel oder Lärmbelästigung sind an der Tagesordnung.
Die Vorstellung von einer geordneten deutschen Welt wird also "verrückt". Menschen, die aus Krisengebieten oder Bürgerkriegsländern wie Syrien zuwandern, kennen aus ihren Heimatländern andere Umgangsformen und wissen oft gar nicht, was deutsche Vermieter von ihnen erwarten. Dass zum Beispiel ein achtsamer Umgang mit der Wohnungsausstattung oder die Berücksichtigung von Ruhezeiten wichtig sind. Meistens wird nur wahrgenommen, was nicht/noch nicht funktioniert und was neue Mitbürger aus orientalischen Kulturkreisen aus deutschen Augen betrachtet so alles falsch machen. Wie sie uns dabei erleben, was sie vielleicht denken oder oft auch nicht verstehen können, worum es geht, belegen Beispiele aus der Praxis:
Hohe Betriebskostennachzahlungen Fließendes warmes Wasser in unbegrenzter Menge gilt im Orient als Luxus, freiwillige Beschränkung ist ziemlich aussichtslos - zumindest, wenn die Abrechnung erst ein Jahr später kommt. Überbelegung von Wohnungen sprengt natürlich jede Betriebskostenvorausberechnung. Im deutschen Herbst, Winter und Frühling, manchmal sogar im Sommer frieren viele Zuwanderer und drehen die Heizung auf, häufiges Resultat: hohe Nachzahlungen.
Wasserschäden sind ein weiteres Thema. In orientalischen Ländern wischt man Böden mit viel Wasser und meistens fließt alles in einen zentralen Abfluss im Bad. Dass deutsche Häuser anders gebaut sind, können sich manche Neumieter gar nicht vorstellen, bzw. bemerken es erst, wenn Schäden auftreten.
Schimmelbildung durch falsches Lüftungsverhalten Der Zusammenhang zwischen falschem Lüften und Schimmelbildung ist auch deutschen Mietern kaum zu vermitteln. Sind die Fenster immer dicht, schimmelt es eben im Haus. Doch Menschen aus warmen Ländern kennen keinen Schimmel, dort verschrumpelt Gemüse oder Obst eher. Wenn Vermieter ihren neuen Mietern also sagen, dass regelmäßiges Lüften wichtig ist, müssen Sie ihnen auch sehr genau erklären, warum Lüften wichtig und wie es funktioniert.
Laute Gruppen von jungen Männern in Grünbereichen von Wohnungsanlagen Die klassische Trennung von Männer- und Frauenbereichen ist in deutschen Wohnanlagen nicht umsetzbar. Doch das Haus, also auch die Wohnung gelten tagsüber als Frauendomaine. Männliche Bewohner werden nach draußen geschickt. Und weil sie oft noch keine Arbeitserlaubnis haben, halten sie sich meistens in Gruppen in den Grünanlagen auf. Bei Mitbewohnern erregt das manchmal Ärger, weil solche Männergruppen angeregt miteinander diskutieren und dabei nicht leise sprechen.
Damit unterschiedliche Auffassungen und Lebensgewohnheiten nicht missverstanden werden, informieren sich immer mehr Vermieter darüber, was bei einer Neuvermietung an Zuwanderer wichtig zu erwähnen und vertraglich festzuhalten ist.